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Sonderausstellung "Gott und die Welt. Von der Reformation bis zur Aufklärung" in Laubach


20.04.2022
26.10.2022

"Habt Ihr nur Bücher?" lautete die Frage einer Besucherin vor etlichen Jahren gleich zu Beginn einer Führung durch die Gräflich Solms-Laubach`sche Schlossbibliothek. Über die Bewertung einer solchen Taktlosigkeit hinaus – ist das komisch oder macht es traurig? – hat uns das "Nur" beschäftigt.

"Nur Bücher" klingt nach Geringschätzung, "nur" bedeutet, es gibt noch etwas Besseres, Filmmaterial, gespielte Szenen, ein Event oder dergleichen. Und wir haben tatsächlich "nur" Bücher – in einer Bibliothek übrigens nicht weiter verwunderlich -, und so machen wir uns immer wieder daran, dieses ominöse "Nur" umzudeuten: wir haben mit den Bücherschätzen etwas zu bieten, wogegen alles andere unter das "Nur" fallen müsste.

Soweit Trautel und Burkhard Wellenkötter, die seit fast einem Viertel Jahrhundert jedes Jahr eine Ausstellung präsentieren und immer wieder neue, nie gezeigte (und manchmal kaum je geöffnete) Exemplare aus den Regalen hervor holen. Dabei schreiten sie gewissermaßen den ganzen "Kreis der Schöpfung aus" und spannen einen thematischen Bogen von der Religion, der Geschichte, der Pflanzen- und Tierkunde, Kunst und Literatur hin zu Reisewerken, Kinderbüchern und so weiter, ganz im Sinn der hohen Diversität, die diese Bibliothek aufweist. Im Banne der Pandemie war eine der letzten Bücherschauen vollständig der Medizin gewidmet. Es gibt hier praktisch nichts, was es nicht gibt...

In diesem Jahr stehen Werke an, die den Wandel der Weltanschauungen vom späten Mittelalter und der beginnenden Neuzeit bis zur Aufklärung nachzeichnen.

Während die Werte der katholischen Welt noch in Blüte standen, etwa in der „Reise ins Heilige Land“, die der Domherr Bernhard von Breydenbach Ende des 15. Jahrhunderts. antrat, meldeten Reformation und Humanismus, Luther, Erasmus, Reuchlin und andere eine Zeitenwende an, die das geozentrische Weltbild ablöste.

Bibeln über Bibeln, beginnend mit der Vulgata, einem Wiegendruck aus dem Jahr 1483, führen Wege zur „Physica Sacra“ des Schweizer Naturwissenschaftlers Scheuchzer (1731), astronomischen und astrologischen Studien (Galilei, Tycho Brahe und Kepler), Cosmografien und Atlanten (Appianus und Sebastian Münster), die erahnen lassen, wie die Weltanschauung allmählich zu einer wörtlich zu verstehenden „Anschauung“ der Welt geriet.

Der Weg durch die Weltgeschichte geht weiter über das "Kriegsbuch" des Reinhart zu Solms-Lich zum Dreißigjährigen Krieg, weist ins Zeitalter des Absolutismus und endet mit der französischen Revolution und der Aufklärung.

Die Schlachtenbilder Merians, seine in unglaublicher Feinarbeit erarbeiteten Kupferstiche, aber auch Auszüge aus den Protokollen zum Westfälischen Frieden (1648), die sich in der Bibliothek befinden, legen Zeugnis ab vom "Deutschen Krieg".

Der Absolutismus endet in der Revolution, deren geistige Wegbereitung die Aufklärung war.
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit!"
Unter diesem bekannten Motto Kants werden Wesenszüge des "Zeitalters der Vernunft" her-ausgestellt, die zunächst in Frankreich den Umsturz der Gesellschaftsordnung bewirkte und den Beginn der Moderne begründete.

Einige der bedeutendsten Vertreter auf dem Gebiet des Geistes, also die Literatur der französischen und deutschen Aufklärung, kommen mit ihren wichtigsten Werken zur Ansicht, Voltaire und Rousseau, Lessing und Lichtenberg.

Die Ausstellung wird eröffnet am 20.4.2022 und endet mit dem 26. Oktober 2022. Öffentliche Führungen finden mittwochs, 17.00 Uhr, statt; Sonderführungen werden außer an Samstagen und Sonntagen nach Voranmeldung möglich gemacht.

Kontakt:
Telefon: 06405/910410 bzw. 1348
E-Mail: wellenkoetter@t-online.de

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