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"Mensch oder Affe, das ist hier die Frage" - KleinKunst im KuKuK


22.02.2020 19:30

Der Schauspieler, Sänger und Autor Hartmut Stroth, den Giessenern und Wettenbergern noch in bester Erinnerung von seiner Erfolgsrevue "Ne dufte Stadt ist mein Berlin", bringt am 22. Februar 2020 zwei Ein- Personen Stücke auf die Bühne im KuKuK (Kunst- und Kulturhalle Wettenberg) – unter dem gemeinsamen Titel: "Mensch oder Affe, das ist hier die Frage."

Sekundiert wird Stroth dabei vom Vollblutmusiker Peter Ehm, der sich nicht nur im Giessener Raum einen exzellenten Namen als Allrounder der Klassik und Weltmusik gemacht hat. Ehm begleitet, kommentiert, hinterfragt und unterstreicht das Gesprochene launisch musikalisch, auf seinem Hausinstrument, der Klarinette, aber auch auf dem Akkordeon.

Mensch oder Affe, das ist hier die Frage - KleinKunst im KuKuKWarum hat Stroth der neuen Produktion diesen Titel gegeben? Kurz gesagt, weil es in der Komödie von Anton Tschechow "Über die Schädlichkeit des Tabaks" um einen armen Kerl geht, der von seiner Frau zum Affen gemacht wird – und weil Franz Kafka im "Ein Bericht für eine Akademie" den Affen Rotpeter darüber dozieren lässt, wie er zum Menschen geworden ist.

In "Über die Schädlichkeit des Tabaks" wird ein älterer Mann von seiner habgierigen Frau dazu verdonnert, den Zuhörern seiner angeblich wissenschaftlichen Vorlesung möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Eigentlich soll er darüber sprechen, wie gesundheitsschädlich das Rauchen ist; aber daraus wird nichts. Als erstes beichtet er dem Publikum, dass er selbst raucht und dass er auch kein Wissenschaftler ist, geschweige denn Professor. Also wird sofort klar, dass er nichts Erhellendes zum Thema zu sagen hat. Was für ihn aber nicht zählt – Hauptsache, er kann den Leuten sein Leid klagen: wie schlecht er von seiner Frau behandelt wird, dass sie ihn quält und wie einen Leibeigenen hält. Vogelscheuche nennt sie ihn verächtlich. Dabei war er doch einst als Schauspieler eine große Nummer – die Frauen lagen ihm zu Füßen. Für ein paar Minuten vergisst er alles um sich herum, und schlüpft in einige seiner früheren Glanzrollen. Aber die Realität holt ihn ganz schnell wieder in; seine Frau ist nämlich gekommen, um die Tageseinnahmen abzuholen und ihn in die Küche zum Backen zu scheuchen. Der Vortrag ist vorbei; genug gejammert.

Tschechow hat sein Mikro-Drama Komödie genannt, und es kommen tatsächlich zahlreiche vor allem unfreiwillig komische Stellen vor. Aber ein wenig Mitleid mit der Vogelscheuche, die einfach nicht die Kraft dazu hat, aus ihren inneren und äußeren Zwängen auszubrechen, muss erlaubt sein, oder?!

Rotpeter, der Held in Kafkas "Ein Bericht für eine Akademie" ist aus ganz anderem Holz geschnitzt; jammert nicht, braucht kein Mitleid. Ihm gelingt es aus eigener Kraft, seinem Leben eine wahrhaft dramatische Wendung zu geben: die Verwandlung vom Affen in den Menschen!

Sachlich, knapp und gelassen berichtet er, wie es ihm durch Fleiß, Entschlossenheit, Nachahmung und Anpassung gelungen ist, dem Käfig zu entkommen, in dem er nach seiner Verwundung und Gefangennahme eingeschlossen war. Mit äußerster Härte sich selbst gegenüber hat er in nur 5 Jahren die "Durchschnittsbildung eines Europäers" erreicht, lässt sich in Varietés und auf wissenschaftlichen Kongressen als Sensation feiern und führt ein angenehmes Leben, natürlich mit eigenem Sekretär, der ihm Rotwein nachschenkt, die Bananenschalen vom Boden aufhebt und dafür Sorge trägt, dass sich unser Held nachts nicht einsam fühlt. Eigentlich könnte er sich jetzt ja mit dem Erreichten zufrieden geben... oder will er etwa mehr? Es scheint so, als male er sich schon seine Zukunft aus. Quo vadis, Rotpeter?

An dem Abend hat man auch die Möglichkeit, die Gemeinschftssusstellung "Raum und Bewegung" im KuKuK anzuschauen. Der Eintritt ist 15 Euro. Karten sind über kukuk@kukuk-wettenberg.de oder unter 0641-870159 erhältlich.

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