Neuer regulierter Markt für Online-Casinos in Deutschland

Glücksspiel befand sich über viele Jahre hinweg in einer Grauzone: Erst im diesjährigen Januar haben sich alle deutschen Bundesländer erstmals auf ein gesamtdeutsches bundesweites Glücksspielgesetz geeinigt.

Dieses sieht die Legalisierung, Zulassung als auch die rechtliche Lizenzierung von Online-Glücksspiel vor. Erstmals sind Online-Casino- und Pokerspiele seit dem 1. Juli 2021 legal und im Rahmen des neuen deutschen Glücksspielstaatsvertrages übergreifend geregelt.
Seit letzten Jahres, genauer gesagt dem 15. Oktober 2020 wurde der neue deutsche Glücksspielstaatsvertrag beschlossen, damals hatte die Bundesrepublik Deutschland eine Art Übergangstoleranz geduldet. Die Betreiber konnten wählen, ob sie alle neuen Regeln und Vorschriften fortan bis zur Frist sofort oder später umsetzen. Seit Sommer dieses Jahrs gelten die Vorschriften des Staatsvertrags verbindlich.

Alle neue Gesetzesbeschlüsse und Vorschriften für Online Casinos

Im Rahmen dieses neuen Vertrags wird Experten zufolge auch eine neue Steuerregelung für Online-Glücksspiele folgen. Die neuerliche Zulassung von Online-Casinos bringt eine landesweite Aufsichtsbehörde mit sich, ähnlich wie der MGA aus Malta und der britischen Gambling Commission. Es ist davon auszugehen, dass die in Aufbau befindliche Aufsichtsbehörde deren Hauptsitz in Sachsen-Anhalt haben wird.

Zu den neuen Reglementierungen, welche fortan alle Online-Glücksspielanbieter in Deutschland befolgen werden, gehört auch die Grundlage, dass nun alle Casino-Betreiber eine Kaution auf der Basis des Umsatzes pro Monat des Unternehmens abtreten werden müssen. Auch von kleineren Glücksspiel-Unternehmen wird erwartet, dass diese rund 5 Millionen Euro Vergebührung zu berappen sind. Bei größeren Betreibern kann dieser Betrag bis zu 50 Millionen Euro ausmachen. Damit wird kräftig Geld in die Staatskassen gespült.

Im Rahmen der neu beschlossenen Gesetzte werden die Betreiber verschiedene Dienstleistungen (Casinospiele und Sportwetten) auf ein und derselben Domain im Netz anbieten dürfen. Diese müssen allerdings getrennt aufgeführt werden, so dass diese unabhängig voneinander aufgerufen werden können. Es darf dabei immer nur ein Bereich der jeweiligen Plattform beworben werden, sogenanntes Cross-Advertising ist somit untersagt.

Neue Regeln im Online Casino

Im weiteren Sinne sind die Betreiber von Casinos und Sportwetten dazu herangezogen, sämtliche Kundendaten genau zu überprüfen. Dies ist in erster Linie dem Schutz von Minderjährigen geschuldet. In weiterer Folge müssen sie ihren Kunden auch strikte Einzahlungslimits auferlegen. Damit gilt es zu verhindern, dass Spielerinnen und Spieler in allen Casinos, welche einem Betreiber zugeordnet werden, insgesamt mehr als 1.000 € im Monat einzahlen können. Hinzu kommt die 5-Sekunden Regel für Glücksspiele – einzelne Spielrunder dürfen nicht weniger als fünf Sekunden dauern. Der maximale Einsatz pro Runde darf den Betrag von 1 € nicht übersteigen.
Damit steht es außer Frage, dass sich einiges in der deutschen Welt der Casinos ändern wird. Für Betreiber wird es dadurch auch schwieriger deren Casinos etwa mit Boni ohne Einzahlung zu bewerben – die Zukunft der Werbemöglichkeiten für Spielbanken steht hier noch in den Sternen. Experten nehmen an, dass durch die neue Gesetztes-Lage negative Auswirkungen auf die Umsätze der Betreibergesellschaften absehbar sind.

Erfassung von Spielerdaten in einem Melderegister für Glücksspiel

Großer Kritikpunkt ist aktuell die Schaffung eines Melderegisters für Glücksspiel. Nicht nur die Daten der einzelnen Spieler sondern alle getätigten Transaktionen werden in dieser Datenbank penibel genau erfasst. Es ist noch unklar, welche Institutionen und Behörden künftig Zugriff auf diese Daten erhalten werden. Unabhängig davon wird auch ein zentrales Sperrregister geplant. Spieler deren Namen in dieser Datenbank auftauchen, können sich künftig in keinem deutschen Casino mehr registrieren. Die Aufnahme in diese Kartei kann freiwillig, aber auch als Abmahnung von Seitens der Casinos erfolgen. Kritisiert wird bei diesem Unterfangen, dass Spieler unfreiwillig und unverschuldet in der Sperrdatei landen könnten und damit in Deutschland vom Glücksspiel ausgeschlossen werden.

"Glücksspiel Neu" in der Bundesrepublik – Ein Fazit

Alle diese brandneuen Regeln und Vorschriften erscheinen zu einer Zeit, in welcher die Bundesrepublik Deutschland endlich nachholt und sich für sicheres und nachhaltiges Glücksspiel einsetzt. Die neuen Gesetzte und die Finalisierung des Glücksspielstaatsvertrages sind zwar umstritten, aber mehr als begrüßenswert. Aus einer jahrzehntelangen Grauzone entwächst endliche eine erwachsene und reglementierte Industrie. Selbstverständlich muss der Schutz von Minderjährigen und gefährdeten Spielerinnen und Spielern stets an erster Stelle stehen. Wahrscheinlich ist noch nicht in allen Punkten das letzte Wort gesprochen. Viele der Entscheidungen müssen eventuell überdacht und angepasst werden. Bis dato wurde die neue Ausgangslage von der Spielergemeinschaft recht gut aufgenommen.

Der grundlegende Entscheid der Bundesrepublik Deutschlands, passende Regeln zum optimalen Schutz der Spieler zu etablieren, ähnelt der Herangehensweise der britischen Gambling Commission. Die Institution, welche für die Reglementierung sämtlicher Glücksspiele in UK aktiv ist, setzt sich nun aktiv für schützende und vorbeugende Maßnahmen aller Spieler im gesamten Königreich ein. Das Glückssspiel in Deutschland ist nun einigermaßen Erwachsen geworden und wird endlich durch staatliches Mitwirken geschützt. Kurz- oder Langfristig wird es garantiert noch zu Veränderungen kommen, jedenfalls handelt es sich um eine positive Entwicklung in der Welt des deutschen Online-Glücksspiels.

Dieser Gast-Artikel wurde von der Gameblizzard Autorin Mathilda Schneider verfasst. Mathilda ist anerkannte Expertin in der iGaming-Branche und begrüßt die neue Situation in Deutschland.