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Wird die Digitalisierung des Kultursektors in den nächsten Jahren weitergehen?


Wird die Digitalisierung des Kultursektors in den nächsten Jahren weitergehen?

Das Internet und digitale Medien bestimmen unseren Alltag und haben diesen in den letzten Jahren vollständig umgekrempelt. Während es noch lange nach der Erfindung des Internets so schien, als sei der Kunst- und Kultursektor gegen diese tiefgreifenden Veränderungen immun, so ist auch dieser mittlerweile voll im Digitalisierungsprozess angekommen.

Dies bietet viele Chancen für die Branche, aber auch einige Herausforderungen. Der Umgang damit wird in Zukunft bestimmen, wie Kultur produziert und erlebt wird.

Die Digitalisierung des Alltags

Spätestens die letzten Jahre haben gezeigt, dass kein Bereich des öffentlichen Lebens an Digitalisierungsmaßnahmen vorbeikommt. Dies hat in manchen wirtschaftlichen Branchen bisher sichtbar besser funktioniert, als in anderen. Laut deutschem Digitalisierungsindex lag 2020 die Informations- und Kommunikationsbranche deutlich vorne, gefolgt vom Fahrzeug- und Maschinenbau.
Auch die Gaming- und Entertainment-Branche hat die zahlreichen Streaming-Möglichkeiten und soziale Plattformen für sich entdeckt und nutzbar gemacht.

Von On-Demand-Plattformen für Filme, Serien (Netflix, Amazon Prime & co) und Spielen für Computer, Playstation und Nintendo bis hin zum iGaming in Online Casinos von William Hill. Die Entertainment- und Casino-Industrie ist wahrscheinlich am stärksten betroffen, da fast alle Unternehmen in diesem Sektor auf Mobile Apps umsteigen und ständig technologische Innovationen wie Live-Streaming oder KI einsetzen, um das Nutzererlebnis zu verbessern.

Nicht zuletzt ist auch der Gesundheitssektor eine der fortschrittlicheren Branchen in Bezug auf Digitalisierung, beispielsweise mit diversen Tools zur Online-Arztsuche oder -Sprechstunden, bis hin zur digitalen Abwicklung von Anliegen bei Krankenkassen und Gesundheitsbehörden. All diese neuen Möglichkeiten erleichtern sowohl Patienten als auch Ärzten und Institutionen den Alltag und vereinfachen insbesondere bürokratische Abläufe enorm.

In all diesen Sektoren scheint es fast wie eine ganz natürliche Entwicklung, das Angebot oder die Produktion in digitale Sphären zu verlagern. Dahingegen ist es für kulturelle Angebote - die meist auf der echten, physischen Begegnung und Interaktion eines Publikums mit Künstlern beruhen - nicht nur eine technische, sondern auch eine konzeptionelle Frage, ob und wie die Digitalisierung sinnvoll umgesetzt werden kann.

Chancen, Potenziale und Herausforderungen eines digitalisierten Kultursektors

Klar ist: Die Digitalisierung verändert unser kulturelles Erleben tiefgreifend, nicht nur in Bezug auf den Zugang zu neuen Technologien, sondern auch auf die Publikumseinbindung und natürlich auf das künstlerische Schaffen.

Viele Vorteile eines digitalisierten Kulturangebotes liegen dabei auf der Hand. Streaming-Plattformen beispielsweise ermöglichen Künstlern, ein größeres Publikum zu erreichen – für das Publikum wiederum bieten diese eine größere Auswahl, eine weitestgehende Barrierefreiheit und oft auch niedrige oder gar keine Eintrittspreise.

So kann beispielsweise auch die sonst eher als elitär geltende Hochkultur völlig neue Zielgruppen erreichen und sich für ein diverses Publikum öffnen. Die Nutzung digitaler Medien in "analogen" Formaten oder auch die gänzliche Verlagerung in Online-Formate bietet somit neue Potenziale für die Teilhabe des Publikums an Kunst und Kultur.

Potenzial zum Weltkulturerbe

Auch von künstlerischer Seite bedeutet dies, dass sich ihnen völlig neue Wege der Produktion und auch Kooperation eröffnen. Innovative Zeiten erfordern innovative Formate – und die weite Welt des Internets und der Neuen Medien bietet eine schier endlose Fülle an Inspiration und neuen Arbeitsmitteln.

Nicht umsonst hat die UNESCO Anfang 2020 mit ihrer Ernennung der Demoszene zum immateriellen Kulturerbe ein deutliches Zeichen gesetzt. Digitale Praktiken haben das Potenzial, zum Weltkulturerbe zu werden und Geschichte zu schreiben. In diesem Sinne wird deutlich, wie sehr die Digitalisierung eine Chance für Kunst- und Kulturschaffende darstellt und auch, dass wir vermutlich erst am Anfang der Bildung einer neuen, kulturellen Identität stehen.

Herausforderungen

Neben all diesen spannenden Chancen und Vorteilen gibt es natürlich dennoch einige Herausforderungen der Digitalisierung, mit denen sich auch der Kultursektor in den kommenden Jahren muss. Zum einen zählt hierzu, dass die größere Zugänglichkeit über Online-Plattformen oft auch bedeutet, dass Kulturinstitutionen und Künstler geringere oder gar keine Einnahmen erzielen können.

Eine weitere große Frage lautet, wie auch diejenigen Menschen an diesen neuen Formaten teilnehmen können, die weniger mit den Mechanismen des Internets und der Digitalisierung vertraut sind.

Mit der steigenden öffentlichen Wertschätzung digitaler Formate und Angebote scheint es allerdings unvermeidbar, dass auch Geldgeber, Förderinstitutionen und die Forschung sich mit diesen Fragen auseinandersetzen und angemessene Lösungen für eine digitale Zukunft der Kultur finden werden.

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